Bericht des Weideseminars vom 27./28. März 2010
Donnerstag, 01. April 2010

mit Frau Dr. rer. nat. Vanselow

Am 20.03.2010 fand unter der Schirmherrschaft des BZRP auf dem Reckeroder Hof bei Bettina Schürer und Marion Riesenberger ein Seminar zur Pferdeweide statt.

 

Wer nun vermutet es erging sich hier nur um gute „Tipps“, wie man am besten seinen Breitwegerich loswird und welche Raiffeisen Mischung die Beste sei, hat weit gefehlt.

 

Frau Vanselow erzählte uns viel über die Geschichte des Grases, die Wechselbeziehung, der mit im Gras lebenden Pilze, deren Auswirkung und eventueller Giftigkeit.Sehr interessant hierzu ist auch der Rohrschwingel in den USA. Wie dieser durch seine Giftigkeit ganze Tierherden auslöscht und noch keine wirklich fruchtbaren Gegenmaßnahmen gefunden wurden. Das Thema der Grasgiftigkeit hat in den USA bereits einen ganz anderen Stellenwert, als hier bei uns in Europa. Allerdings finden die hochgiftigen Gräser ihren Ursprung genau hier und mit Blick auf z.B. die atypische Weidemyoglobie sollten wir schnellstens reagieren und feststellen, ob sich auch bei unseren „Ursprungsgräsern“ die Giftigkeiten häufen.

Mehr dazu in diesem Link der Online Pferdezeitschrift:

http://pferdezeitung.com/Hauptartikel/529/Gesamttext/

 

Leider verweigern deutsche Laboratorien die Messung der Giftgehalte in Gräser. Ein Grund hierfür wird nicht genannt. Die technischen Möglichkeiten sind vorhanden. Eine einfache Untersuchung, die in den USA teilweise sogar gesetzlich vorgeschrieben wird, wird in Deutschland schlicht verweigert. So ist uns die Möglichkeit genommen, Krankheitssymptome bzw. Vergiftungserscheinungen direkt der immer häufiger auftretenden Gräsergiftigkeit zuzuordnen. Auch eine Prophylaxe, z.B. ein Grastest bevor Tiere zur Beweidung gelassen werden, ist so nicht möglich.

Auch die „Unsitte“ übernutzte Wiesen und Trampelweiden einfach mit irgendetwas wieder neu einzusäen hat Frau Vanselow eingehend beleuchtet. Viele Saatmischungen, leider auch speziell als Pferdeweide ausgewiesenen, enthalten Pflanzen, die nicht an unsere Standorte passen, bzw. enthalten Pilze, die unter Umständen, z.B. durch Übernutzung ins Giftige umschlagen. Der Pilz an sich schützt die Pflanze und vermindert, indem er giftig wird, schnellstens die Anzahl der Fraßfeinde und sichert so das Überleben seiner Pflanze. Schlau, so ein Graspilz und gefährlich!

 

Als Resümee daraus sollten auch wir Pferdehalter unsere Weiden als Kulturgut begreifen und besser darauf achten. Haben wir eine alte Wiese, die noch keine Giftigkeiten aufweist, dürfen wir sie nicht einfach hemmungslos vernichten. Wir sollten sie hegen und eine Fortpflanzung unserer guten Gräser gewährleisten, denn es gibt keinen „Industrienachschub“.

 

Einige Hersteller, die pilzfreie Saatgüter und Mischungen anbieten können in der Pegasus Ausgabe Mai 2008 nachgelesen werden. In der Pegasus stehen jeden Monat Artikel von Frau Vanselow. In der Mai 2010 Ausgabe wird sie über geeignete Grassorten zur Ansaat von Trampelweiden schreiben.

http://www.pegasus-fs.de/115,48,2-eu/Mietze

Im Gegensatz zur Mietze war der Rest von uns durchaus fasziniert. Dank des Beamers des Bürgermeisters konnten wir Pflanzen und Daten in Groß betrachten

 

Zur Mittagspause gab es lecker chinesisches Essen, das heiß gebracht wurde.

 

Danach machten wir uns auf, um bei widrigem Wetter in freier Wildbahn unseren Freund, das Gras in Person zu treffen. Obwohl noch wenig Grün auszumachen war, konnte Frau Vanselow anhand der kleinen Spitzen noch einmal eine Menge zu den verschiedenen Grassorten ausführen.

Weideseminar 1

 

Angefüllt mit Informationen machten wir uns nach 1,5 Stunden auf, zurück in den warmen Seminarraum. Dort ging es mit Giftpflanzen weiter und mit den Fragen der Teilnehmern.

Hier wird auch auf die jahreszeitlich bedingte Verschiebung sowie auf Vergiftungssymptome eingegangen.

http://pferdezeitung.com/Hauptartikel/562/Gesamttext

 

Als Nachschlagewerk inkl. farbiger Abbildungen kann das Buch „Pferdeweide-Weidelandschaft“ empfohlen werden. Dort wird im Besonderen auf die Eignung der verschiedenen Grassorten eingegangen. Für Pferdeweiden z.B. Kammgras, Rot- und Schafschwingel usw.. Ungeeignet aber leider oft in Saatgutmischungen enthalten sind Wiesen- und Rohrschwingel, Buchweizen, Graukresse, Klee....

Weideseminar 2http://www.biologie-der-pferde.de/

 

Gegen 18.00 Uhr wurde das Seminar beendet und wir verlagerten uns alle zu Maria um dort ein feines französisches Buffet zu verspeisen.

 

Selbst beim Frühstück beantwortete Frau Vanselow noch Fragen der Teilnehmer und wurde letztendlich auch von Einer zu weiteren Weidebegehungen „entführt“. So fand ein hochinteressantes Wochenende auch ein Ende.

 

Nicole Maaß

 
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