Sonntag, 04. September 2011 |
Seite 2 von 6
Es wurde bis hierher noch nicht explizit vom „Berberpferd“ gesprochen, denn das in Nordafrika einheimische Pferd oder das Pferd des Maghreb erhielt erst später diese Bezeichnung.
Bedingt durch einen Mangel an brauchbaren Kriegspferden importierten im 16. Jahrhundert italienische Kaufleute ein Pferd aus Nordafrika nach Europa, das sie „das Pferd der Barbaren“ nannten – „cavallo barbaresco“. Gleichzeitig kamen über die Handelswege Spaniens sogenannte „Maurenpferde“ nach Mitteleuropa, die jedoch dieselben Pferde des Maghreb waren wie die Barbarenpferde.
Der Begriff des „Maurenpferdes“ konnte sich in Europa nicht durchsetzen und so erhielt das Pferd des Maghreb zum Ende des 16. Jahrhunderts durch die Europäer die Bezeichnung des „Berberpferdes“.
2.1. Ein reines Berberpferd?
Im Gegensatz zum Araber, der schon im 7. Jahrhundert als Rasse gezüchtet wurde und dem das Attribut des reinen Blutes - „asil“ - angehängt wurde, wurde das Pferd des Maghreb nicht auf Reinheit gezüchtet. Es besteht kaum Zweifel daran, dass nahezu alle Pferde im Maghreb durch den Vollblutaraber beeinflusst wurden. Auch nach der Invasion der Beduinen konnten Pferde, bei denen der Arabereinfluss nicht sichtbar war, in einigen Regionen erhalten bleiben. Dies war insbesondere für eher entlegene Regionen wie das wenig fruchtbare Bergland der Fall. Es gab kein einheitliches Zuchtziel für das Berberpferd. Aber man kann mit Berücksichtigung auf die Vielfalt der Typen von einem „ursprünglichen Berberpferd“ sprechen, welches durch das Land, das Klima, durch Aufzucht und Verwendung der Menschen geprägt wurde.
2.2. Was wurde aus dem „ursprünglichen Berberpferd“
So verschiedenartig diese „ursprünglichen Berberpferde“ in ihren Typen waren, trugen trotz des Einflusses der Araber viele Faktoren dazu bei, dass diese ursprünglichen Typen erhalten blieben:
Nebst diesen Einflüssen spielte ein weiterer Grund eine Rolle: Die arabische Bevölkerung im Maghreb erkannte schnell die Qualitäten der Ankreuzung aus Berberpferd und Vollblutaraber. Auch war man sich bewusst, dass die Pflege der Ressourcen dieses Kreuzungsproduktes notwendig war, um weiterhin solch qualitätsvolle Pferde zu erzeugen. Deshalb wurde die Erhaltung der ursprünglichen Typen des Maghreb-Pferdes von den Arabern gefördert. Dass in jedem Berberpferd etwas Araberblut fließt ist offensichtlich: Zur Differenzierung zum immerzu kontrolliert reinen Vollblutaraber wurden alle Kreuzungen aus Berberpferd und Araber dem Berberpferd zugeordnet. Für das Berberpferd hingegen wurde seinerzeit der Anspruch auf Reinheit nicht erhoben – durch die regional bedingte Typenvielfalt genügte es diesem auch nicht. Wenn seinerzeit Araber mit Berberpferden angepaart wurden, so wurde der Blutanteil nicht festgehalten. Die Entwicklung der Berberpferde konnte dennoch weiter gedeihen, denn die Selektion der Zuchttiere wurde auf Basis der individuellen Beurteilung durchgeführt. Es existierten damals noch keine Einschränkungen und keine Zuchtregeln. Die Zucht war dem angestrebten Ziel untergeordnet – dem perfekten Kriegspferd. Nur eine wichtige Zuchtregel galt seit jeher: Die Anpaarung zwischen Araber und Berberpferd musste zwischen einem Sohn des Windes und einer Tochter der Erde sein. Nur Vollblutaraberhengste durften also Berberstuten decken. Die Anpaarung einer Araberstute mit einem Berberhengst war strengstens verpönt. Der Vollblutaraber hatte in Nordafrika immer einen höheren Wert als das Berberpferd, was sich übrigens bis heute nicht geändert hat.
2.3. Die Entstehung der Bezeichnung „Araber-Berber“In Folge der Kolonisierung Algeriens im Jahre 1830 durch die Franzosen wurde also eine „europäische Struktur“ eingerichtet. Man begann, zwischen dem Berberpferd und seinem Kreuzungsprodukt mit dem Araber, dem Araber-Berber zu differenzieren. Während zu Beginn der Bestand der Zuchttiere nur als „Berberpferden“ und „Vollblut-Araber“ – auch häufig als „Syrier“ bezeichnet – registriert wurde, so kam mit der Zeit eine Bezeichnung für deren Kreuzungsprodukt auf, die des „Araber-Berber“. Auch zu dieser Zeit wurde der Blutanteil nicht festgehalten. Es zählte nur, dass diese Pferde sich exzellent für den Bedarf der Armee eigneten. Große Bestände dieser Pferde wurden nach Europa gebracht, um die französische Armee mit Reittieren zu versorgen. (Anekdote: Die Deutschen bezeichneten im Krieg von 1870 die in Nordafrika rekrutierten Pferde der französischen Armee Nordafrikas als „seltsame Araberpferde“ …). Wann genau in den Zuchtbüchern der Araber-Berber als solcher geführt wurde, ist nicht belegt. Dokumentiert ist, dass im Jahre 1946 die Hengststationen in Nordafrika an die Zivilverwaltung übergeben wurden und in allen drei Ländern neben den übrigen Rassen Hengste der Rassen Berber, Araber und Araber-Berber stationiert waren. Ein genauer Vorgang zur Berechnung des Blutanteiles wurde erst im Jahre 1950, in einer betrieblichen Anweisung an die Verantwortlichen der algerischen Hengststationen gefunden.
|